Octavio X Thorens X Tannoy: Grossartiger Klang in klein
Die meisten HiFi- und High-End-Fans wissen: Volumen ist durch nichts zu ersetzen. Die selben Fans wissen aber auch: das gewünschte Volumen zerstört jede anständige Wohnzimmergestaltung. Kompromisse gibt es viele, aber es bleiben eben immer Kompromisse, denn der Klang bleibt dabei oft auf der Strecke. Was im Laden noch eindrücklich klingt, verkommt zuhause zu einer Sauce aus konzentrierten Hochtönen und übertriebenem Bass bei gleichzeitigem Fehlen der mittleren Tonlagen. Da kann auch keine noch so gute HiRes-Quelle Abhilfe schaffen, es ist und bleibt ein – oft leider auch noch teurer – Kompromiss.
Von hinten nach vorne
Tannoy fasst die Lautsprecher seiner High-End-Produktlinie unter dem Label «Prestige Gold Reference»l zusammen. Ihnen gemeinsam ist der typische «Dual Concentric Driver», welcher in verschiedenen Grössen gefertigt wird. Die Tannoy GR-Lautsprecher sind aber eben, wie oben erwähnt, voluminös und haben schon das Potential, die Wohnzimmergestaltung zu ruinieren. Da nützen die sehr sorgfältig geschreinerten Walnussgehäuse mit den goldenen Beschlägen und den Vintage-Abdeckungen auch nicht mehr viel. Aber: hast du Musik über einen GR-Lautsprecher gehört, lässt dich das nicht mehr los. Du willst es auch haben.
Abhilfe schafft die kleinste Box aus der GR-Linie: Tannoy Autograph Mini GR OW. OW heisst «Oiled Walnut» und ist ein Versprechen: die Autograph sieht sehr edel aus und ist auch haptisch ein wahres Schmuckstück. Beim Auspacken fällt das erhebliche Gewicht der sehr kompakten Box auf. Perfekt verarbeitetes Holzgehäuse, massives Anschlussterminal, die Vintage-Stoffabdeckung ist aufgezogen auf einem massiven Holzrahmen und via Magnete am Gehäuse befestigt. Die Bassreflexöffnungen sind an der Rückseite angebracht.
Hier kommt nun die Physik zum Tragen: Tannoy Autograph ist ein kleiner Lautsprecher und vermag naturgemäss keine Basswunder zu vollbringen. Um trotzdem das notwendige Bassfundament zu erzeugen, greife ich auf einen Subwoofer zurück, in meinem Fall ist die Wahl auf den Tannoy TS-2.8 gefallen. Dieser Sub ist ausreichend kompakt, geht dezent zu Werke und lässt sich gut auf die jeweilige Raumsituation einstellen.
Und wenn schon die Lautsprecher klein sein müssen, muss sich auch der Verstärker dieser Vorgabe beugen. Der Octavio Amp ist dieser Aufgabe bestens gewachsen. Er verfügt über anständige Anschlüsse für die Lausprecherkabel und hat darüberhinaus einen separaten Ausgang für den Subwoofer. Zwei analoge, zwei digitale und ein USB-Eingang ergänzen das eingebaute Streaming-Modul über WLAN und Ethernet. Der Streamer ist identisch mit dem Octavio Stream und kann Musik in HiRes-Masterqualität wiedergeben. Das Netzteil des Octavio Amp ist ausgelagert und lässt sich irgendwo hinter dem Schrank oder Sideboard verstecken.
Bleibt noch der Plattenspieler. Dieses Gerät ist die einzige Komponenten, welche einen vernünftigen Stellplatz von mindestens 40 mal 40 cm benötigt. Der Thorens TD-202 hat ein sehr gutes Preis/Leistungs-Verhältnis und ist in schwarz oder Walnuss hochglanz erhältlich. Bei Lauschmittel bekommt er ein Upgrade in Form der Tonzelle Ortofon 2M Blue. Beengten Platzverhälnissen kommt der TD-202 entgegen, indem er den Phono-Vorverstärker schon eingebaut hat. Dadurch kann er direkt mit einem der Analog-Eingänge am Octavio Amp verbunden werden.
Aufstellen und geniessen
Hat der Plattenspieler sein Plätzchen gefunden, Verstärker und Subwoofer ebenfalls, können die Tannoy Autograph aufgestellt werden. Die Regeln sind die selben wie bei den Grossen: abhängig vom Hörabstand nicht zu weit auseinander (ca 2 Meter sind ok) platzieren, nicht zu hoch resp. nicht zu tief. Nischen und Ecken vermeiden. Und nicht abwinkeln, sondern parallel zueinander ausrichten. Bei der Subwoofer-Justierung darauf achten, dass die Übergangsfrequenz bei etwa 100 Hz liegt und der Pegel so gewählt wird, dass das gesamte Klangspektrum von ganz unten bis ganz oben gleich laut ist. Eine Aufnahme mit einem kontinuierlichen Frequenzverlauf von 20-20’000 Hz ist hilfreich.
Nun kann es losgehen. Schon bei den ersten Klängen ist klar: das ist aussergewöhnlich! Die Kohärenz über das gesamte Spektrum ist verblüffend. Die räumliche Abbildung ist präzise mit einer sehr schönen Tiefenstaffelung. Dank dem Sub ist auch das Bassfundament tiefreichend und präsent, ohne aufdringlich (Achtung: Pegel beim Sub beachten) zu sein. Die Klangcharakteristik der Tannoy Autograph ist neutral mit einer Tendenz zur Wärme bei gleichzeitiger sehr hoher Dynamik, zudem frei von Schärfe, auch bei fiesen Aufnahmen.
Bewegt man sich im Raum weg vom Sweet Spot, bleibt der gute Klangeindruck erhalten, was gerade bei Wohnzimmer-Situationen wichtig ist. Und auch wenn die Musik nur zur leisen Hintergrundbeschallung läuft, bleibt das Klangbild präzise und deckt immer noch das ganze Spektrum ab.
Schliesslich…
…funktioniert die Kombination aus Octavio Amp, Thorens TD-202, Tannoy Autograph und Sub sehr gut. Sieht gut aus, braucht wenig Platz, klingt grossartig.