Die Kabel-Frage
Kabel sind bei einer Stereoanlage wichtig, ganz klar. Je hochwertiger die Stereoanlage, desto hochwertiger die Kabel. Lautsprecherkabel sind die gut sichtbare Spezies, etwas versteckt sind Chinchkabel, symmetrische Kabel (XLR-Kabel) oder optische Kabel (Toslink) für die Verbindung der Geräte untereinander. Namhafte Hersteller wie Oelbach, Dynavox, Ramses oder Inakustik (um nur ein paar zu nennen) haben Produkte im Angebot, deren Preis von wenigen Duzend bis auf weit über 1’000 Franken reichen – pro Meter wohlverstanden.
Die Käuferin einer durchschnittlichen, gut klingenden Stereoanlage fragt sich natürlich mit Recht, wie es sein kann, dass ein paar Meter Lautsprecher- und Chinchkabel einen doch spürbaren Anteil der gesamten Kosten ausmachen. Argumente für einen hohen Preis gibt es viele: das spezielle Material, etwa die verwendete Kupfersorte, die Isolations- und Abschirmungsmaterialien, Stecker, etc. Der weitaus grösste Kostenanteil aber ist bei einem hochwertigen Kabel die Handarbeit. Gerade High End Lautsprecherkabel werden oft auf Mass gefertigt, damit unnötige Kabelstrecken vermieden werden. Paradox, denken wir. Nein, ganz und gar nicht. Denn das beste Kabel wäre eigentlich – gar kein Kabel! Weil eine Audioverbindung (also das Kabel) das Audiosignal niemals besser machen kann, sondern im besten Fall nicht verschlechtert. Und je länger eine Audioverbindung ist, umso eher kann das Signal verschlechtert werden.
Es lohnt sich somit definitiv, seiner Anlage ein Paar gute Lautsprecherkabel und einen Satz Chinchkabel hoher Güte zu spendieren. Stellt sich natürlich sofort die Frage: Klingt das auch besser? Nun, ich kann hier keinen direkten Vergleich anbieten nach dem Motto «Kabel vom Baumarkt gegen Ramses II» oder so ähnlich (wobei, spannend wäre das schon mal, vielleicht als Blindtest mit ein paar Freundinnen und Freunden?). Aus vielen Hörerfahrungen kann ich aber festhalten, dass sich die Investition in ein gutes Lautsprecherkabel im Klang der Anlage niederschlägt. Abhängig ist der Effekt von der Güte der gesamten Anlage; je hochwertiger die Lautsprecher, umso deutlicher ist der Gewinn. Vorausgesetzt natürlich, das Gesamtsystem von der Quelle über Verstärker zu den Lautsprechern zur Aufstellung derselben bis zur Raumakustik ist stimmig. Denn bevor du einen Franken für Kabel ausgibst, kannst du mit der Aufstellung deiner Lautsprecher einiges herausholen.
Passt alles gut zusammen, kann es losgehen mit der neuen Verkabelung. Die Chinch-Kabel sollten nur so lang wie nötig sein, hochwertige Exemplare sind aus robustem Material gefertigt und weisen eine gute Abschirmung auf. Als Leiter wird spezielles Kupfer oder Silber verwendet, die Stecker sind gegen Korrosion vergoldet. Preislich bewegen sich Mittelklassekabel um 100.- Franken für einen Meter, in Richtung High-End sind die Preise nach oben offen - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Ganz ähnlich verhält es sich mit den Lautsprecher-Kabeln. Vorgefertigte Kabel der guten Mittelklasse kommen edel daher, sind gut abgeschirmt, haben robuste Anschlüsse und sind je nach Farbe auch kompatibel für das Wohnzimmer. Als Leiter kommt auch bei diesen Kabeln oft ein spezielles Kupfer (beispielsweise OFC-Kupfer, das ist sauerstofffreies Kupfer) zum Einsatz, seltener Silber. Ein Mittelklassekabel kostet für 2 mal 3 Meter etwa ab 300.- Franken; auch hier ist in Richtung High-End alles möglich. Je mehr Geld du für ein Lautsprecherkabel ausgegeben willst, umso wichtiger ist ein seriöser Hörvergleich, denn nicht jedes Kabel harmoniert mit jeder Verstärker-Lautsprecher-Kombination.
Nun gibt es noch jene Kabel, über welche die digitalen Signale vom WLAN-Streamer oder CD-Player zum DAC (Digital/Analog-Wandler) transportiert werden. Wie könnte es anders sein, auch hier gibt es geradezu astronomische Preisdifferenzen. Das einfache optische Toslink-Kabel oder ein ebenso einfaches Koaxialkabel ist für wenige Franken überall erhältlich. Diese Kabelverbindungen transportieren lediglich das digitale Signal, es gibt keine bessere oder schlechtere digitale Datenübertragung, sondern es gibt lediglich zwei Zustände: Übertragung ja oder nein. Wodurch rechtfertigen sich somit die fetten Preisunterschiede zwischen einem «normalen» Kabel für 25.- und einem «High-End Kabel» für 1’650.- Franken? Klar, das teure Exemplar sieht edel aus, wird in einer tollen Verpackung geliefert und hat bestimmt eine Top-Abschirmung. Aber: das teuerste wie das billigste Kabel tun nichts anderes, als ein digitales Signal absolut identisch von A nach B zu transportieren.
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass es sich überall dort lohnt in gute Kabel zu investieren, wo analoge Signale transportiert werden: zwischen Plattenspieler und Verstärker, zwischen DAC und Verstärker, zwischen Verstärker und Lautsprecher. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, den folgenden Grundsatz im Hinterkopf zu behalten: eine Audioverbindung kann das Audiosignal niemals besser machen, sondern im besten Fall nicht verschlechtern.
Ungleich verhält es sich jedoch mit den Kabeln für digitale Signale, beispielsweise vom WLAN-Streamer zum DAC: hier reicht handelsübliche Ware, weil es für die Übermittelung digitaler Signale nur zwei Qualitäten gibt: es überträgt oder es überträgt nicht.
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