Musik auf die Hi-Fi-Anlage streamen: Octavio STREAM im Test
Update 21. August 22: Lauschmittel ist ab sofort der erste Reseller in der Schweiz, der den Octavio STREAM vertreibt. Er kann ab sofort im Lauschmittel-Shop bestellt werden.
Trotz aller Innovation: irgendwie ist das Streamen von Musik auf die Hi-Fi-Anlage noch nicht ganz so intuitiv wie das Handling einer CD oder Schallplatte. Dabei liegt das keineswegs an den Streamingdiensten von Apple, Qobuz oder Tidal – deren Apps sind allesamt sehr einfach zu bedienen, keine Frage. Nun habe ich mit Octavio STREAM ein neues Gerät im Test, das Abhilfe schaffen will.
Musikserver & Streamer-Markt
Gewiss, mit dem nötigen Budget schafft man sich einen Musikserver & Streamer beispielsweise der kleinen, sehr feinen Manufaktur DAS Digitale Audio Systeme in Wien an. Oder – etwas bescheidener – ein ähnliches Gerät von Bluesound, Atoll, Linn, – um nur ein paar zu nennen. Diese spezifischen Komponenten funktionieren als eigenständige Geräte mit individueller Steuer- und Kontrollmöglichkeit direkt am Gerät oder via eigene App auf dem Tablet oder Handy. Musikserver sind nebst dem Streamen aus dem Netz insbesondere auch zum Abspeichern von Musik ausgelegt und können in der Regel auch Musik wiedergeben, wenn keine WLAN-Verbindung vorhanden ist. Nur eben, die Anschaffung eines solchen Gerätes kann eine empfindliche Lücke in das Budget reissen.
Schuster bleib…
Mit meinen -zig Jahren Erfahrung in der Softwareentwicklung habe ich zudem eine angeborene Skepsis gegenüber Hi-Fi-Herstellern, die sich nun selber in Softwareengineering üben. Genau so wie ich es kritisch finde, wenn ein Softwarehersteller plötzlich Hi-Fi-Komponenten zu bauen beginnt. Beides führt wohl nicht zum erwünschten Erfolg. Aus diesen Gründen habe ich es immer vermieden, solche Geräte im Lauschmittel-Sortiment zu führen und stattdessen auf das Gespann Streaming-Adapter (vom Computer- und Softwarehersteller) mit DAC (vom Hi-Fi-Hersteller) gesetzt.
Vielversprechende Gene
Leider sind wie oben erwähnt diese Adapter nicht immer sehr intuitiv in der Bedienung oder weisen unerklärliche Fehler auf. Beispielsweise hat sich das Chromecast in Kombination mit iPhone oder iPad nicht bewährt, weil zwischendurch die Verbindung abbricht. Oder dann funktioniert ein Adapter nur mit jener Marke, aber nicht mit der anderen (Beispiel: Chromecast funktioniert auf Apple-Geräten mit Qobuz und Tidal, aber nicht mit Apple Music). Mühsam.
Doch nun hat die junge französische Firma Octavio genau dieses Problem ins Visier genommen und quasi in der Garage einen neuartigen Streaming-Adapter für HiRes-Streaming entwickelt. Antrieb der jungen Firmengründer war die Fragestellung: «Wie können wir unsere Vintage-Hi-Fi-Anlagen behalten, aber trotzdem von den neusten Errungenschaften und dem Komfort der Musik- und Streaminganbieter profitieren?»
Nun also, schauen wir mal, was das Ding so drauf hat und wie gut die Antwort auf die Fragestellung ausgefallen ist.
Auspacken und in Betrieb nehmen
Das Octavio STREAM kommt in einer schlichten, schwarz-weissen Verpackung daher. USB-Ladegerät und optisches Toslink-Kabel sowie mehrsprachige Anleitungen für die Inbetriebnahme liegen bei.
Ich habe den Octavio STREAM gleich mit der neuen, noch im Beta-Stadium befindlichen App Octavio Virtuos konfiguriert. Bei Apps im Beta-Stadium ist noch nicht alles fertig entwickelt, Texte zum Teil noch falsch übersetzt – dies ist auch bei Virtuos nicht anders, aber ich gehe das Wagnis ein und verwende die App auf iPhone 13 Pro und auf dem iPad in Testflight (geschützte Testumgebung für Beta-Apps).
Der Octavio STREAM konfiguriert sich mithilfe der App fast von alleine, einzig das WiFi-Passwort musste ich eingeben. Gut so.
Der Anschluss an den DAC (in meinem Fall: Vincent DAC-7) erfolgt über das mitgelieferte optische Kabel. Ein analoger Ausgang steht ebenfalls zur Verfügung, hat für mich aber keine Bedeutung und wird hier nicht getestet.
HiRes Streamingdienst konfigurieren
Octavio STREAM bietet eine native WiFi-Verbindung für das Streaming von HiRes in Masterqualität über ihre eigene App. Hierzu wird der bevorzugte Streaming-Anbieter wie Qobuz (resp. Tidal, Deezer, Apple Music und weitere) in die Octavio-App eingebunden. Ich habe mein Qobuz-Abo verbunden, auch das ein Kinderspiel. Hat man daneben noch weitere Streaming-Dienste, können diese auch direkt über AirPlay gestreamt werden, allerdings lässt AirPlay «nur» bis und mit CD-Qualität zu; die Octavio-App ist dafür nicht notwendig, kann aber auch eingesetzt werden.
Soundcheck und Bedienung
In der Theorie ist es so, dass es zwischen HiRes-Streaming-Adaptern via WLAN keine Klangunterschiede am digitalen Ausgang geben darf. Digitales Signal ist digitales Signal, wenn die Quelle die selbe ist. Basta (ausser es wird geschummelt, und das versprochene HiRes wird runtergerechnet auf beispielsweise CD-Qualität oder tiefer).
Im Falle des Octavio stimmt die Theorie mit der Praxis überein. Somit auch hier keine Überraschung: keinerlei Klangunterschiede zu den anderen Streaming-Adaptern, die ebenfalls bis 24-Bit und 192 kHz wiedergeben können.
Die App Octavio Virtuos ist gut gemacht, wenn auch noch nicht alle Funktionen vorhanden sind (eben: Beta-Version). So ist eine Sortierung der eigenen Alben, Artisten und Titel noch nicht möglich, die Suche findet zwar, gibt aber noch keine automatischen Vorschläge beim Eintippen eines Suchbegriffs vor. Dafür ist die Verbindung mit dem Octavio Stream sehr stabil, die Reaktion auf Steuerbefehle erfolgt verzögerungsfrei. Generell finde ich die Performance und Stabilität der App wesentlich besser als beispielsweise bei der Qobuz-App.
Nebst dem Streaming-Anbieter kann die App auch Internetradio und Podcasts direkt abspielen, bald schon kommen Musikdateien hinzu, die beispielsweise auf einem NAS oder Computer im lokalen Netzwerk gespeichert sind.
Fazit
Der Octavio STREAM und die App Virtuos haben mich so sehr überzeugt, dass ich die restlichen Adapter ganz aus dem Sortiment kippe und nur noch den Octavio anbiete. Er ist ab sofort Bestandteil jedes Lauschmittel-Kits. Die Fragestellung der Firmengründer ist somit für mein Dafürhalten sehr gut beantwortet worden und ich hoffe, dass das junge Unternehmen genügend Erfolg hat, um nachhaltig zu wachsen.
Kosten und Verfügbarkeit
Der Octavio STREAM kostet mit optischem Kabel versandfertig 199.- inkl. MwSt und ist im Lauschmittel-Shop zu haben, sobald ich offizieller Reseller des Octavio bin. Stay tuned :-)
Lauschmittel ist…
…der Shop für gepflegte Stereoanlagen und Vinyl-Schallplatten. Wir helfen dir, die perfekte Stereoanlage für deinen Musikgenuss zu finden. Für deine Schallplattensammlung, CDs und Streaming. Für jedes Budget und jede Wohnsituation.